KORNELIUS EICH Regisseur

Zeit des Lebens

ZEIT DES LEBENS

von Evelyne de la Chenelière


Landungsbrücken Frankfurt

Deutschsprachige Erstaufführung: 9. Dezember 2021

Fotos: Christian Schuller

Entgrenzt erscheint das Potenzial des Lebens im Angesicht des Todes. Auf dieser schmalen Spur zwischen Dies- und Jenseits, in einem schier komatösen Zustand, wagt Jeanne nicht nur den Rückblick auf das Gewesene, sondern wird zur eigenen Schöpferin, entsendet sich erneut durch ihr Leben, mit all dem Vorwissen über ihre triste Familie, die das eigene Wollen einer aufgezwungenen Religion unterwirft und diesen Glauben zur Not mit Gewalt aufzuoktroyieren weiß. Folglich erschafft der Text Zeit des Lebens von Evelyne de la Chenelière ein Archiv an surrealistischen Traumbildern, in denen sich Jeannes neues Ich und ihr freier Wille in der Determination ihres Elternhauses wiederfindet – ein ewig kreisender Loop, der niemals in Selbstermächtigung, sondern in Unfähigkeit, dem eigenen Schicksal und Tod zu entrinnen, mündet. So befragt Zeit des Lebens auf poetische Weise die Sinnhaftigkeit des Seins und lässt der Imagination Spielraum. ~ Antigone Akgün

Regie: Kornelius Eich
Bühnenbild: Philip Bußmann
Kostümdesign: Marijke Wehrmann
Lichtdesign: Linus Koenig
Spanische Übersetzung: Alexander Chico-Bonet
Griechische Übersetzung: Antigone Akgün
Musikalische Leitung: Jonathan Lutz
Produktionsleitung: Sophie Osburg
Produktionsfotograf: Christian Schuller

Mit
Antigone Akgün
Alexander Chico-Bonet
Marlene-Sophie Haagen
Jonathan Lutz

Aus dem Französischen von Gerda Poschmann-Reichenau. Eine Koproduktion mit den LANDUNGSBRÜCKEN Frankfurt (Gutleutstraße 294, 60327 Frankfurt). Aufführungsrechte beim PER H. LAUKE VERLAG, Hamburg (www.laukeverlag.de). Gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, die Vertretung der Regierung von Québec sowie die Naspa Stiftung.
 
Pressestimmen

»Die Psyche einer jungen Frau steht auch im Mittelpunkt des Stücks 'Zeit des Lebens', das nun im Theater Landungsbrücken in Anwesenheit der Autorin seine deutschsprachige Uraufführung erlebte. Dabei ist über weite Strecken des achtzigminütigen Textlabyrinths nicht ohne Weiteres nachvollziehbar, ob die Figur Jeanne, die offenbar im Koma liegt, männlich oder weiblich ist. Regisseur Kornelius Eich lässt zwei Männer und zwei Frauen agieren. Die fluiden Geschlechtsidentitäten unterstreichen den Eindruck einer somnambulen Zwischenwelt, in der es auf diese Dinge nicht mehr ankommt. Im Kern geht es um eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Tod und die ewige Frage nach dem Sinn des Lebens, um existenzielle Grenzerfahrungen in einem diffusen Übergangsraum an der Schwelle zum Nichts. Kindheitserinnerungen werden gestreift, Konflikte mit den Eltern ziehen vorüber. Immer wieder geht es um Sexualität, schließlich um Religion, die Frage nach Gott und dem Leben nach dem Tod. Mit ihm als Person verhandelt die Frau im Krankenbett, dem einzigen Requisit auf der leeren, dunklen Bühne, vergeblich um weitere Lebenszeit. Wäre 'Zeit des Lebens' ein Buch, würde man immer wieder zurückblättern, um die roten Fäden zu finden. Beim Sehen und Hören aber gerät man in eine unbestimmte Grauzone, in der es weniger um Verstehen als um Mitempfinden der alle Differenzierung auflösenden Todeserfahrung geht.«
Matthias Bischoff,
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
16. Dezember 2021

»Es gibt keinen Satz, der hier nicht zu verstehen wäre, sieht man von den Passagen auf Griechisch und Spanisch ab, die den Unkundigen als wohlintonierte Klanggemälde begegnen. Immer wieder aber geht es um den Sinn der hinter den vielen Worten steckt, die uns die Welt und das Leben erklären wollen. [...] Mit vier jungen, bestechend klar sprechenden Darstellern setzt Kornelius Eich diese irrlichternde Wanderung durch ein Menschenleben in Szene. [...] Dass sich Sprache und Spiel derart glücklich zusammenfügen macht den Abend zu einem Erlebnis, zu dem man auch den Landungsbrücken nur gratulieren kann. Es ist die deutschsprachige Erstaufführung des Werks einer hier noch kaum entdeckten Autorin. Auf einer Bühne, die immer wichtiger für Frankfurt wird.«
Winnie Geipert,
Strandgut - Das Kulturmagazin,
Januar 2022
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